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Sich erinnern ist eine feine Sache. Aber was passiert, wenn wir uns stattdessen ausmalen, was in einer fernen Zukunft geschieht? In einer Welt, in der Technologien vorherrschen, von denen wir heute nur träumen können? Science Fiction pur …

Ans Schreiben stellt das Genre besondere Anforderungen. Es gilt, eine neue Welt zu erschaffen, die in sich plausibel sein sollte. Man kann diese Welt nicht einfach beobachten und dann beschreiben. Man muss sie sich erfinden – was gründliche Recherchen keinesfalls ausschließt, im Gegenteil. Und man darf Figuren erdenken, die in dieser Welt leben, Konflikte austragen, sich entwickeln. Wie denkt und fühlt ein Mensch (oder ein Alien), für den Zeitreisen normal sind? Was geht einem Astronauten durch den Kopf, der auf einem entfernten Planeten erstmals Kontakt zu Außerirdischen hat? Und wie sieht der typische „LKW-Fahrer“ der Zukunft aus, wenn Waren nicht mehr auf der Straße, sondern in riesigen Kapseln durch ein unterirdisches Tunnelsystem transportiert werden?

Es gibt unendlich viele SciFi-Themen, mit denen man sich beschäftigen kann. Beim SciFi-Workshop, den ich im „Museum am Strom“ in Bingen gebe, lassen wir uns von Hugo Gernsback, dem „father of science fiction“, inspirieren. Die Exponate der Gernsback-Ausstellung dienen als Impulsgeber für Schreib-Sequenzen, in denen wir uns dem Genre nähern. Ein spannendes Experiment für alle Beteiligten.

Klar: in ein paar Stunden entsteht keine komplett neue SciFi-Welt. Das muss auch gar nicht sein, denn der Workshop ist ja explizit als Experiment gedacht. Es entstehen kleine Geschichten, Skizzen, Textfragmente, die aufblitzen lassen, was alles möglich ist. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und hoffe vor allem, dass wieder alle mit Freude schreiben.

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Fangfrage! Fall bloß nicht darauf rein. Ob es leichter ist, fiktiv oder autobiografisch zu schreiben, lässt sich nicht so einfach beantworten. Klar aber ist, dass in jedes Schreiben eigene Erfahrungen einfließen. Beim Tagebuchschreiben ist das offensichtlich. Beim Verfassen einer frei erfundenen Geschichte schon weniger. Und doch spielt auch hier die Erfahrungswelt des Autors immer eine Rolle.

Wer im Schreiben mehr über sich erfahren will, Erlebtes verarbeiten und eigene Standpunkte überdenken möchte, wird die eigene Biografie und das eigene Erleben in den Fokus rücken. Erinnerungen an bestimmte Ereignisse können durch das Schreiben in einem neuen Licht erscheinen. Vage Träumereien über die Zukunft können in klar formulierte Ziele münden. Aktuelle Lebenssituationen und Emotionen können benannt und bewusst gemacht werden. Spannend wird es, wenn man selbst Erlebtes einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet und beispielsweise in der dritten Person über sich selbst schreibt.

In meinen Kursen erlebe ich, dass viele einen relativ leichten Zugang zum Schreiben über Biografisches finden. Man war beim Geschehen dabei, kennt die beteiligten Personen, die eigenen Gefühle und Gedanken. Das Themenspektrum ist weit gefächert. Von der Anekdote, die bei jedem Familienfest erzählt wird, bis hin zu sehr persönlichen Erfahrungen, über die noch nie gesprochen wurde, reicht die Palette. Das alles in Worte zu fassen und festzuhalten, ist keine Kleinigkeit.

Das fiktive Schreiben bietet die Chance, etwas ganz neu zu erfinden und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Hier kann man sich austoben aus reiner Lust am Fabulieren. Alle Türen stehen offen – was es mitunter schwer macht. Denn welchen Weg will man gehen? Wie sieht der rote Faden aus? Wo fange ich an und wo endet es?

Was für die einen eine Herausforderung ist, liegt anderen in besonderem Maße. Doch warum sollte das eine besser sein als das andere? Mir geht es in meinen Seminaren deshalb vor allem darum, dass jeder Teilnehmer zu seiner Ausdrucksform findet und seiner inneren Stimme Gehör schenkt. Ob die Geschichten, die diese Stimme erzählt, fiktiv oder biografisch sind, ist zweitrangig. Oft genug vermischt sich ja auch beides. Hauptsache ist doch, dass wir mit Freude schreiben.